Rituale und Hausaufgaben

“Alle Jahre wieder“ ertönt erneut, der Duft von Zimt, Zucker, Lebkuchen und Butter erobert die Stuben, überall erstrahlen Lichter! Es weckt in uns allen die Erwartung an schöne Momente, es kommt die Erinnerung an vergangene Adventtage und es stimmt uns Jahr für Jahr wieder mild.

Das alles sind Teile eines Rituals, das Gebäck, die Lieder, die Dekorationen. Durch sie wissen wir, was kommt. Wir knüpfen an die  Erinnerungen an. Dabei bevorzugt an die Positiven, weil es die sind, an die wir uns am besten erinnern. Durch Rituale sinkt der Stresspegel und wir können entspannter wahrnehmen, was um uns herum passiert.

Wie wäre es damit, wenn Sie, als Eltern, die Hausaufgaben ritualisieren würden. Anstatt tägliches Tauziehen und Betteln um Aufschub, damit die Hausaufgaben, nicht jetzt, nicht hier, nicht ganz oder nicht gemacht werden … Wie wäre es, wenn Sie mit Ihrem Kind ein Ritual um die Hausaufgaben etablieren würden, in der Hoffnung, dass alles mit weniger Reibereien vonstattengeht?
Aber woraus besteht so ein Ritual?
Bei Rituale gibt es ein Wann, ein Wo, ein Was davor und/oder danach,  ein Was und ein Wie. Mehr braucht es nicht …

Der Zeitpunkt – Das Wann?

Bei der Suche nach dem vermeintlich optimalen Zeitpunkt für die Erledigung der Hausaufgaben ist man sofort versucht nach der Leistungskurve zu greifen. Diese Kurven, leicht abgewandelt, verschoben, geschrumpft oder gedehnt geistern durch viele Berufsbildungsbücher und das Internet. Die Wahrheit ist aber, dass die biologischen Unterschiede zwischen Menschen so groß sind, dass die Leistungskurve nicht weiterhilft. Also am besten ist es: Man sucht bei sich selbst, wann man am besten drauf ist beziehungsweise man beobachtet sein Kind ganz genau, um zu erfahren, wann es seine produktivste Phase hat.

Hilft das aber wirklich?

Ja, wenn man zu dieser Zeit immer arbeiten oder lernen kann… Was aber, wenn der Peak der Leistung genau mit der Ballettstunde oder dem Fußballtraining zusammenfällt? Oder was ist, wenn jeder Tag eine andere Struktur hat – mal früh von der Schule heim, mal erst ab 13:00 da, mal eine Aktivität, mal eine Therapie, mal Nichts…

Dann muss man erstmal schauen, wann die Hausaufgaben leichter zu machen sind. Man kann z.B. einen Plan für die Woche erstellen, entweder Woche für Woche, Monat für Monat oder von Ferien zu Ferien… Hauptsache ist erstens, dass der Plan vor Anfang der Woche steht bzw. bevor man sich zu den Hausaufgaben hinsetzt.  Zweitens müssen alle damit einverstanden sein und der Zeitpunkt der Anpassung des Plans muss auch bekannt sein (vielleicht am Wochenende nach der ersten Woche).

Der Arbeitsplatz – Das Wo

Was sind die Ziele bei den Hausaufgaben?
Das Kind sollte möglichst selbstständig, zügig und konzentriert an seinen Hausaufgaben arbeiten. Das bedeutet, dass der Arbeitsplatz hell, ruhig, aufgeräumt und an die körperlichen Gegebenheiten des Kindes angepasst sein muss.

Manch ein Kind “erträgt“ mehr Ablenkung als das Andere. Einige wollen unbedingt Nähe, während andere gerade Abgeschiedenheit brauchen. Suchen Sie mit Ihrem Kind, den Platz der für Sie, das Kind und Ihre Familie am besten passt.
Die Hausaufgaben müssen übrigens nicht immer am Tisch erledigt werden. Vor allem motorisch unruhige Kinder und auch diejenigen, die sich gerade im Wachstum befinden, lieben es, auf dem Bauch liegend zu lesen und zu schreiben. Probieren Sie es ruhig aus! Auch bewegliche Stühle, Stehpulte, Hocker können Ihrem Kind helfen, ausdauernd zu arbeiten.

Die Einstimmung und die Nachbereitung – Das Was davor und Was danach Wichtig ist, dass die Abläufe vor und nach den Hausaufgaben ähnlich ausschauen, mit der gleichen Handlung zu Beginn, die gleichen einleitenden Worte und dem gleichem Übergang. Manche Kinder werden sogar verlangen, dass immer alles genau gleich abläuft!
Man kann zum Beispiel mit einer Runde Schaukeln im Garten anfangen, oder einer anderen Art der mit Bewegung. Man geht sich vielleicht die Hände waschen und trinkt ein Glas Wasser. Möglich ist auch, sich an seinem Lieblingsplatz hinzusetzen und etwas Musik zu hören. Sie werden sagen, dass das nicht der Beginn der Hausaufgaben ist… Aber man fängt auch nicht mit der Bescherung an, Weihnachten zu feiern!
Nach den Hausaufgaben räumt man auf alle Fälle sorgfältig seine Sachen ein und bereitet seinen Schulranzen für den nächsten Tag vor. Dann kann man sich auch wieder die Hände waschen, geht etwas knabbern oder entspannt wieder.

Hausaufgaben

Die Hausaufgaben – das Was – Was hat Ihr Kind heute auf?

Nicht selten fehlen bei Schülern Unterlagen oder sie haben nicht alles aufgeschrieben, was sie eigentlich zu tun hätten. In der Situation ist es jedoch unerlässlich, dass Sie Ihr Kind in die Verantwortung nehmen.
Rennen nicht Sie zum Telefon sondern lassen Sie Ihr Kind überlegen, wie es an die Unterlagen kommen kann.
Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Kind etwas verheimlicht? Vertrauen Sie mal auf die Lehrerin: sie wird schon merken, wenn die Aufgaben fehlen. Und wenn die Lektion noch nicht reicht, sollten Sie allerdings mit ihr reden und sich gemeinsam auf eine Strategie einigen.

Die Hausaufgaben – Das Wie

Ja, als Eltern ist es Ihre Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ihre Kinder ihre Hausaufgaben vollständig und ordentlich erledigen. Nicht mehr – nicht weniger. Es geht nicht darum, der Nachhilfelehrer seines Kindes zu werden, auch nicht sein Korrektor. Es gibt schon so viel, was Eltern bei ihren Kindern „monieren“ müssen… Die Hausaufgaben, das sage ich immer, sind das Business der Schüler.
Dennoch kann man auf verschiedener Weise sein Kind unterstützen:

Zum Beispiel mit Pausen nach jeder Aufgabe. Ein kleines Spiel, sich strecken, etwas trinken…
Oder man kann zu Beginn mit dem Kind überlegen, womit es am besten anfangen kann.

Am Ende kann man mit dem Kind die Hausaufgaben noch durchgehen und es dazu anleiten, seine Fehler zu entdecken und auf die Suche zu gehen, nach den Dingen, die es besonders gut, schön, vollständig, schnell, ordentlich oder auch ausführlich gemacht hat. Lassen Sie Ihr Kind selbst, Gründe suchen, auf sich stolz zu sein!
Natürlich ist an einem ernst gemeinten: Das hast du gut gemacht!“ nichts einzuwenden;-)In diesem Sinne: Viel Spaß mit den Hausaufgaben!